Handballer retten Leben

Eigentlich schwitzen die Handballer im Nachwuchsleistungszentrum vom THW Kiel beim täglichen Training. Dort, wo sonst die Bälle ins Tor fliegen, die Muskeln gestählt und auch Kondition gebolzt wird, stand nun eine ganz wichtige Einweisung auf dem abendlichen Trainingsplan. Die Herzdruckmassage und der Umgang mit einem Defibrillator, der in der Kurzform lediglich AED genannt wird. Ein solches Gerät ist dann vonnöten, wenn sich ein Zuschauer oder ein Spieler in einem lebensbedrohlichen Zustand, wie zum Beispiel dem Herz-Kreislaufstillstand, befindet. Wegen seiner unermüdlichen Tätigkeit hat das Herz einen sehr großen Sauerstoffbedarf. Ohne Sauerstoff kann das Herz nur wenige Sekunden arbeiten.

 

In den kurzweiligen Ausführungen des Mediziners wurde zunächst die Bedeutung und Funktion des Herzens erklärt. Das Organ funktioniert als Druck- und Saugpumpe mit der Hauptaufgabe, den Blutkreislauf aufrecht zu erhalten. Schließlich kann jeder zu jederzeit einen Herzstillstand bekommen.

Ein AED wird benötigt, um einen elektrischen Impuls an eine Person mit Herz-Kreislaufstillstand zu übertragen. Dr. med. Torsten Morschheuser war dazu auf dem Campus beim THW Kiel zu Gast und referierte in der Laienreanimation. Dabei nahm er den Schützlingen und Trainern von THW-Nachwuchskoordinator Klaus-Dieter Petersen die Angst. „Das ist doch einmal eine ganz andere Trainingseinheit“, sagte Petersen.

Kommt es nun, wie in der Unterrichtseinheit, anschaulich per Videomaterial dargestellt, bei Sportlern während eines Wettkampfes zum Herz-Kreislaufstillstand, ist sofortiges Handeln erforderlich. „Es gibt nur einen Fehler, und das wäre Nichtstun“, erklärte Dr. Morschheuser. Deshalb sei es ganz wichtig, nicht zu diskutieren. „Der Erste, der die Lage überblickt, übernimmt das Kommando.“ Zum Überleben ohne bleibende Schäden, bleibt nur ein Zeitfenster von drei bis fünf Minuten. Der Notarzt- und Rettungsdienst braucht in der Regel 10 Minuten bis 14 Minuten zum Einsatzort.

Während eine Person die Rettung über die Telefonrufnummer 112 alarmiert, können andere vor die Halle oder das Stadion gehen und dort dem herannahenden Rettungswagen über ihre schwenkenden Trikots den Weg weisen. „Ich habe es in der Notfallmedizin bereits erlebt, dass dort sehr viel Zeit verloren ging“, berichtete Dr. Morschheuser.

Nach der theoretischen Einweisung durften die Handballer in praktischen Übungen an den Puppen und den AEDs ihr Können demonstrieren. Es ging in verschiedenen Mannschaften um die effektivste Herzdruckmassage. Wer die optimale Drucktiefe und Frequenz erzielt, kommt mit seinem „Rettungswagen“ der Ziellinie Stück für Stück näher. Mit der Effektivität von 98,92 Prozent gewannen … ist nicht so wichtig. Die Siegerzeit der Mannschaft wurde von Dr. Morschheuser in eine Tabelle übernommen. Voraussichtlich gibt es im Juli 2022 ein Finale der zwei besten Mannschaften in der Region.

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