Martin Heuberger: Unsere TOP-Talente sollen bei dieser U 21 Weltmeisterschaft weiter internationale Erfahrung sammeln
Sehr geehrter Herr Heuberger,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein kurzes Interview für uns THW Kiel Junioren nehmen.
Zur Person: Martin Heuberger
Als Trainer war er zunächst für den Nachwuchs des TuS Schutterwald, später als Spielertrainer der ersten Mannschaft und anschließend Trainer des Bundesliga-Teams aktiv. Seit dem 1. Februar 2002 arbeitete Martin Heuberger als verantwortlicher Juniorentrainer für den Deutschen Handballbund und avancierte zum erfolgreichsten Nachwuchstrainer des Verbandes. Bei 13 Welt- und Europameisterschaften als U20/U21- und U19-Cheftrainer seit 2003 schaffte er mit seinen Nationalteams zehnmal den Sprung unter die besten vier Nationen. Dreimal holten seine Spieler den Weltmeistertitel (2009, 2011 und 2023). Ebenfalls dreimal feierte Martin Heuberger mit seinen Teams den Gewinn bei einer Europameisterschaft (2004, 2006 und 2021). Diese Erfolge errang er aufgrund ständig wechselnder Jahrgänge immer wieder mit neuen Mannschaften.
Im Hinblick auf die bevorstehende Junioren-Weltmeisterschaft ( 18. bis 29. Juni 2025) und die Entwicklung des deutschen Handballnachwuchses würden wir Ihnen gerne einige Fragen stellen:
Im Sommer findet die Junioren-Weltmeisterschaft in Polen statt. Welche Erwartungen haben Sie an das Turnier?
Unsere TOP-Talente sollen bei dieser U 21 Weltmeisterschaft weiter internationale Erfahrung sammeln und sich mit den anderen Nachwuchsteams messen. Sie werden sich mit den Besten ihrer Jahrgänge messen können, was ihrer Entwicklung einen Schub geben kann. Wir haben mit den Gegnern Serbien, Schweiz und Tunesien schwere Vorrundengegner. Aber solche Herausforderungen brauchen wir auch, damit eine Entwicklung stattfinden kann. Wenn wir die Vorrunde hoffentlich verlustpunktfrei überstehen, warten weitere harte Gegner in der Hauptrunde auf uns.


Im aktuellen 35er-Kader des DHB stehen sechs Spieler, die aus der Nachwuchsarbeit des THW Kiel und seiner Partnervereine stammen: Linus Kutz, Henry Papst, Leon Nowottny, Leif Haack, Ben Connor Battermann und Jarnes Faust. Können Sie uns bitte in ein bis zwei Sätzen zu jedem dieser Spieler etwas sagen?
Die genannten Spieler sind allesamt im 35Mann-Kader für die anstehende U21 WM in Polen. Wer schlussendlich den Sprung in den 16 er Kader für das Turnier schafft, kann ich noch nicht konkret nennen. Gerne möchte ich aber 2-3 Sätze zu den Spielern sagen:
Henri Pabst ist wohl der erfahrenste DHB Spieler der aus dem THW Nachwuchs entstammt. Er war von Anfang an beim DHB dabei und hat viele Nachwuchsländerspiele bestritten. Er ist ebenfalls Kapitän der U 21 Nationalmannschaft. Ihn zeichnen insbesondere seine Abwehrqualitäten aus; genauso aber auch seine spielerischen Qualitäten im Angriff.
Linus Kutz hat insbesondere im letzten Jahr einen großen Sprung gemacht. Man sieht bei ihm deutlich, dass ihm das regelmäßige Training im Profi-Kader geholfen hat, wo er sich auch vieles von gestandenen Nationalspielern abschauen konnte. Er hat eine hohe Spielfähigkeit im Angriff und ist sehr kreativ. Auch sein Abwehrspiel wird besser, er kann ein Spiel sehr gut lesen und erahnen, wo gefährliche Situationen entstehen, um sich diesen dann entgegenzustellen.




Zu Leon Nowottny kann ich nicht so viel sagen. Er bringt für einen Torhüter Gardemaß mit, muss aber sicherlich noch an der einen oder anderen Torwarttechnik arbeiten. Aber mit unserem DHB-Torwarttrainer und auch Torwart-Trainer beim THW, Mattias Andersson, hat er einen ausgezeichneten Fachmann im Training, der ihm den Feinschliff noch verpassen kann.
Dann komme ich zu Ben Connar Battermann, der im Leistungszentrum des THW ausgebildet wurde und nun nach seinem Wechsel, zuerst beim TBV Lemgo und nun in Großwallstadt in der 2. Bundesliga Spielerfahrung sammelt. Seine besonderen Qualitäten sind Würfe aus der 2. Reihe oder Durchbruchsaktionen im 1 gegen 1 gegen die Hand. Connar ist auch flexibel in der Abwehr einsetzbar und kann in einer offensiven Abwehrformation auch auf der Spitze gut agieren.
Jarnes Faust wechselte nach seiner Ausbildung im THW-Leistungszentrum zum TBV Lemgo. In Florian Kehrmann hat er einen Trainer, der ihm weitere Impulse geben konnte, so, dass Jarnes mittlerweile auch Spielanteile in der 1. Bundesliga bekam. Variabel im Wurf und ein gutes Gefühl, um aus der Abwehr ein Tempospiel einzuleiten; das sind die größten Stärken von Jarnes. Seine Emotionalität ist ebenfalls eine Stärke, manchmal aber auch ein Hindernis. Deshalb kann er noch in seiner Persönlichkeit reifen.
Auch Leif Haack hat seine ersten Schritte im Leistungshandball beim THW gemacht und ist mittlerweile beim TV Hüttenberg Leistungsträger geworden. Er hat eine sehr gute Physis, was ihm sowohl in der Abwehr hilft, als auch bei seiner Dynamik im Angriffsspiel. Dazu verfügt er über ein variables Wurfrepertoire. Leif kann sich noch bei seinem Entscheidungsverhalten im Angriff unter Drucksituationen verbessern.


Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen in der Anschlussförderung junger Talente?
Was ich zuletzt beim Doppeljahrgang der DHB Junioren beobachten konnte, ist, dass die Spieler im Allgemeinen eine gute Ausbildung in den Leistungszentren bekommen. Nun müssen wir es jetzt noch schaffen, dass sie auch adäquate Spielanteile auf möglichst hohem Niveau erhalten, um sich in Stress-Situationen auf dem Spielfeld behaupten zu müssen, kann dies ein entscheidender Faktor in einer leistungssportlichen Entwicklung eines Talentes sein.
Wie hat sich die Nachwuchsarbeit des THW Kiel aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren entwickelt?
Ich kann mit Freude feststellen und sagen, dass im Leistungszentrum des THW Kiel und da vor allen Dingen von Pitti Petersen als Nachwuchskoordinator, in den letzten Jahren ein sehr guter Job gemacht wurde. Die Anbindung der Talente an die Bundesliga-Mannschaft mit zahlreichen Top-Spielern, wo sich die Talente vieles abschauen können, passt – und auch die Kooperation mit dem Drittligisten Altenholz, wenn es um Spielanteile für die Nachwuchstalente geht, ist optimal. Im THW Nachwuchszentrum werden im tag-täglichen Training durch qualifiziertes Personal die Grundlagen gelegt, so dass mittlerweile viele THW Talente, u.a. die oben genannten, auch für den Deutschen Handballbund interessant sind. Und ich bin mir sicher, dass weitere THW Talente den Weg über den DHB bis hin zur A-Mannschaft schaffen können.
Wir freuen uns sehr über Ihre Einschätzungen und danke Ihnen für Ihre Antworten.
WIR SIND KIEL!